Gebrochene Kupplungshülse am Pedalbock reparieren

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Dieser Artikel betrifft:
Modell: Cabrio
Motor: alle
Baujahr: alle
Sonstiges: -

Gibt es beim Auskuppeln ein deutliches „Knack“ und das Kupplungspedal fällt durch, kann das mehrere Ursachen haben:


  • Die einfache: Kupplungszug gerissen
  • Die schwierigere: Hülse am Pedalbock abgebrochen


Diagnose: Meistens passiert dies während der Fahrt. Den Kupplungszug kann man auch unterwegs prüfen. Dazu öffnet man die Motorhaube und löst den Kupplungszug vom Kupplungshebel am Getriebe. Dieser ist auf der Unterseite mit einem Metallblech gesichert, was zur Seite herausgezogen wird.

Metallblech am Kupplungshebel


Fehlt dieses Blech schon (abgefallen), gibt es das erste Problem und die Fahrt geht an dieser Stelle nicht mehr so einfach weiter. Wenn der Kupplungszug am Kupplungshebel ausgehakt wurde, sollte der Zug im Motorraum in eine Lage gebracht werden, wo man ihn aus der Spritzwand ziehen kann. Klappt das nicht, hat er sich vielleicht im Fußraum irgendwo verhakt. Hat man den Kupplungzug ausgebaut und dieser ist noch intakt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Widerlager-Hülse am Pedalbock abgebrochen ist. Diese ist einem vielleicht sogar schon begegnet, evtl. hängt sie noch auf dem ausgebauten Zug. Wenn absolut keine Hilfe in Sicht ist: die Hülse sicher weglegen (nicht verlieren!) und den Kupplungszug wieder einbauen. Das Blech am Kupplungshebel sollte irgendwie gesichert werden – hier eignen sich Gummibänder, Haargummi, Kabelbinder, zur Not auch Isolierband und Co. Nun kann die Fahrt vorsichtig weitergehen, denn die Kupplungsbetätigung kommt noch auf dem allerletzten Stück vor dem Bodenblech. Während der Fahrt muss aber der Fuß auf dem Pedal liegen bleiben, da sonst der Haken am Pedal aus der Öse am Zug rutscht. Also immer schön den Kupplungszug auf Spannung halten!


Gehen wir nun in die Werkstatt. „Draußen“ machen lassen kostet derzeit rd. 400 – 500 Euro. Wer neben Standardwerkzeug ein Schweißgerät, ca. 4 Stunden Zeit und einen gesunden Rücken hat, kann das auch selber. Nach meiner Erfahrung erleichtert es die Arbeit, wenn der Fahrersitz ausgebaut wird. Dazu entfernt man die Konsolenabdeckungen aus Plastik und löst die kleine Schraube (Innensechskant / Hutmutter) vorne an der Verstellung und schiebt den Sitz aus den Schienen. Dann kann dieser einfach herausgenommen werden.


Danach wird die Kniestütze ausgebaut. Dies ist auf jeder Seite innen mit jeweils vier 13er Schrauben verschraubt. Wenn ein Helfer fehlt, kann die Kniestütze auf der bereits gelösten Seite mit einer leeren Bierkiste abgestützt werden. Das erleichtert später auch den Einbau.

Abstüztung der Kniestrebe
Schrauben der Kniestrebe


Die untere Verkleidung (schwarze Presspappe) auf der Beifahrerseite kann nach Lösen der Clips einfach entnommen werden. Nun hat man schon eine deutlich bessere Sicht auf den Pedalbock, denn der muss komplett raus. Je nach Lenkrad wird normalerweise einfach der Hupenknopf vorsichtig von Hand abgezogen und die darunter liegende 24er Mutter gelöst. Mit einem Edding markiert man die Stellung und zieht das Lenkrad von der Säule.


Den Bremslichtschalter kann man nach einer 90°-Drehung einfach abnehmen, bevor er später noch kaputt geht. Hier sitzt auch eine etwas versteckte Schraube, die den Pedalbock hält – diese kann mit einer langen Verlängerung auf der Knarre gelöst werden, wenn der Bremslichtschalter ausgebaut ist.

Versteckte Schraube am Pedalbock

Nun die untere Verkleidung der Lenksäule lösen (2 Kreuzschlitzschrauben). Alle Stecker an den Lenkstockhebeln abziehen, diese sind teilweise durch Clipse gesichert.

Verkleidung der Lenksäule

Damit sich der Rücken etwas erholen kann, folgt ein kurzes Intermezzo unter der Motorhaube. Den Ausgleichsbehälter für das Kühlwasser nach oben aus seiner Halterung ziehen und weglegen. Die drei Muttern (13er) des Bremskraftverstärkers lösen. Ich habe sie mit einem gekröpften Ringschlüssel angelöst und anschließend mit einer kleinen Knarre von den Gewindebolzen geschraubt. Rostlöser kann hier übrigens die Arbeit erleichtern. Motorraumseitig ist der Pedalbock nun gelöst.

Wasserbehälter abnehmen
Schrauben des Pedalbocks im Motorraum
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Weiter geht es im Innenraum. Das Kreuzgelenk wird gelöst, nachdem auch hier die Stellung markiert wurde.

Kreuzgelenk lösen
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Danach wird der Bremshebel vom Pedal gelöst, dazu die Mutter lösen und den Hebel mit einem 10er Maulschlüssel solange aus der Pedalaufnahme schrauben, bis der Gewindebolzen komplett gelöst ist.

Bremsehbel vom Pedal lösen


Nun wird es richtig schööön. Die beiden Abreißschrauben müssen leider ausgebohrt werden. Das geht gut mit einem Akkuschrauber. Schön mit 4 oder 5 mm Metallbohrer vorbohren, anschließend mit einem 7er oder 8er hinterher. Irgendwann platzen die Köpfe weg. Die verbliebenen Gewindestücke werden nachher entfernt.

Ausbohren der Abreißschrauben
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Nun noch einmal kontrollieren, ob noch Kabel o.ä. mit Kabelbindern an der Lenksäule oder am Pedalbock befestigt sind. Wenn ja, dies lösen. Nun werden die beiden Sechskantschrauben gelöst und das Mantelrohr der Lenksäule ist frei. Vorsichtig aus dem Innenraum nehmen und auf die Arbeitsplatte damit! Inzwischen sollte die Schrauberaktion ungefähr folgenden Ausmaß angenommen haben:

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Nun kann geschweißt werden! Zum Schweißen an sich gehe ich nicht ins Detail, sondern setze das als soweit bekannt voraus. Und wie man auf den folgenden Bildern sieht, bin auch ich wirklich kein Experte auf dem Gebiet.

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IMG 0045.JPG
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Vor dem Zusammenbau werden noch die Gewindestümpfe der Abreißschrauben entfernt, dies geht mit einer Kombizange. Als Ersatz können einfache M8-Schrauben mit ca. 22mm Länge verwendet werden, z.B. N 014 709 1. Nicht vergessen, das Oberteil der Lenksäulenverkleidung vor der Montage der Einheit wieder zu platzieren! Ansonsten geht der Zusammenbau im Wesentlichen in umgekehrter Reihenfolge.


Um das Einhängen des Kupplungszuges zu erleichtern, kann der Kupplungshebel einfach mit einem Fahrradspannband (an der Innenseite der Haube befestigen) nach oben gezogen werden. So hat man es einfacher, die Öse am Haken des Pedals einzuhängen.

IMG 0055.JPG
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Außerdem macht es Sinn, das Halteblech am Kupplungszug gegen verlieren zu sichern, denn inzwischen haben die Ersatzteile längere Lieferzeiten.

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Eine letzte Kontrolle sollte auf jeden Fall sein:

  • ist der Bremshebel wieder sicher verschraubt?
  • ist das Kreuzgelenk der Lenksäule wieder sicher verschraubt?
  • ist das Lenkrad wieder sicher festgeschraubt?
  • außerdem müssen die Schrauben am Kreuzgelenk und an der Lenksäule mit Schraubensicherungsmittel (Loctite) eingesetzt werden!

Referenzen & Weblinks

Danke an golfcabrio.de-User Ulridos für seine guten Beiträge zu diesem Thema. Seite wertvollen Hinweise haben mir in der misslichen Situation sehr geholfen, vielen Dank an dieser Stelle dafür.